Gedankenbahnen

Schwimmen mit Alexander-Technik-Prinzipien

Mit den Prinzipien der Alexander-Technik könnt ihr Euren Schwimmstil so ausrichten, dass mehr Bewegungsfreiheit entsteht, während gleichzeitig das Risiko von Überlastungen minimiert wird.

Lernt so zu schwimmen, dass Eure Wirbelsäule und Euer Körper in guter Balance und Länge bleiben. Gleitet anmutig durch das Wasser und lernt in sportlicher Aktivität eine grundlegende Lebenskompetenz, in dem ihr gewohnte Bewegungs- und Haltungsmuster transformiert, wo nötig.

Die Vorteile:

  • Anmut und Leichtigkeit: Optimierte Bewegungsabläufe, mehr erreichen mit weniger Anstrengung.
  • Gesamtes Wohlbefinden: verbesserte Körperbewusstheit, die sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden und auf deine sportliche Aktivität auswirken kann.
  • Individuelle Anleitung: Macht den ersten Schritt zu einem effizienteren und angenehmeren Schwimmerlebnis. Kontaktiert mich und wir besprechen, wo, wann und wie wir zusammen ins Wasser gehen.

Diesen Roman habe ich während meiner Ausbildung zur Alexander-Technik-Lehrerin geschrieben. Alles Fiktion, trotzdem authentische Erfahrung. Schwimmen ist das Leitmotiv, aber eigentlich geht es ums Freischwimmen im metaphorischen Sinne. Der Versuch eine spirituelle Entwicklung ohne erzieherischen Zeigefinger in eine Geschichte zu packen.

The Power of Love

3. März 2022

The power of love
A force from above
Cleaning my soul
Make love your goal

Frankie Goes to Hollywood. Ein Song, der immer mal wieder in mir aufsteigt.

Heute erzähle ich die schönste und vielleicht wichtigste Erfahrung meiner Alexandertechnik-Lehrer Ausbildung. Es ist eine Liebeserklärung. An diese Arbeit und an meine Mitstudentin Antje. Und da ich diese Erfahrung ohne Walter, meinen Lehrer und Ausbilder vielleicht nicht gemacht hätte, ist es auch eine Liebeserklärung an ihn. Ohne mich selbst, hätte ich diese Erfahrung auch nicht gemacht, also ist es auch eine Liebeserklärung an mich selbst. Es ist eine Liebeserklärung an das Leben und an die Lebensenergie. Alexandertechnik ist nämlich eine Kunst, die auf der durch meine Erfahrung verifizierten Annahme beruht, dass wir als Ganzes funktionieren und dass es Sinn macht, zu lernen, sich als Ganzes wahrzunehmen und aus dem Bewusstsein der Ganzheit heraus, Veränderungen einzuleiten. Das meint auch die Einheit von Körper und Geist. Um ein Beispiel zu geben: Wenn das Knie weh tut, schauen wir eben nicht nur das Knie an, sondern den ganzen Menschen. Wie steuert er sich? Natürlich und  frei oder zusammengezogen und fest. Wir wissen: würde der Mensch sich natürlich steuern, so wie die Natur es vorgesehen hat, würde es auch dem Knie besser gehen. Mit einer natürlich aufgerichteten Wirbelsäule, würde auch die innere Befindlichkeit optimistischer sein. Aber diese Dinge will ich jetzt nicht detailliert beschreiben, sondern den Moment beschreiben, um den es mir hier geht. 

Ich bin in einer sehr kleinen Klasse ausgebildet worden. Manchmal waren wir nur zu dritt. Walter, Antje und ich. Antje und ich sind ungefähr gleich alt und so richtig grün waren wir uns anfangs nicht. Wir haben, um in der Alexandersprache zu bleiben, unterschiedliche Muster, unterschiedliche Gewohnheiten, unterschiedliche Persönlichkeiten. Und agiert man aus diesen Kategorien heraus, rumst es schnell mal. Zumindest innerlich. Man lebt nicht jeden Konflikt gleich äußerlich aus. Vor allem nicht in einer Alexanderklasse, wo die Atmosphäre von einem spirituell fortgeschrittenen Meister dirigiert wird. Jedenfalls habe ich irgendwann kapiert, dass ich als AT-Lehrerin mich an den Fluss der Lebensenergie abgeben kann und in dieser Qualität dem Schüler nähern. Den Fluss der Lebensenergie wahrzunehmen und sich an ihn abzugeben? Das hat meine Ausbildung mir zwar nahe gelegt, aber entdecken musste ich es selbst und eigentlich ist es ein Geschenk, a force from above. Da wir in der Ausbildungsklasse untereinander, miteinander arbeiten, musste ich häufig mit Antje arbeiten und sie mit mir. Denn es war oft niemand anderes da, sonst hätten wir uns vielleicht einen anderen Sparring Partner gewählt. Wenn es ging, haben wir das auch getan, aber es ging eben nicht immer. Und dann kam der Moment, wo mir die Erfahrung geschenkt wurde, dass wenn ich mich und meine Persönlichkeit, das was ich glaube, wer ich bin, was ich gerade denke, auch meine Angst, etwas nicht richtig zu machen, wenn ich all das in den Fluss der Lebensenergie schmeiße, spielt es keine Rolle mehr und ich kann Antje auf einer Ebene begegnen, die einfach beglückend ist und die uns gegenseitig stärkt. Cleaning my soul. Es entzieht sich ein bisschen der Beschreibung durch Worte. Mir ging diese Erfahrung so nahe, dass ich fast geweint hätte. Vor Glück. Ich habe dann öfters gedacht, dass es vielleicht das ist, was mit bedingungsloser Liebe gemeint ist. Eben nicht die romantische, leidenschaftliche, oft fordernde Liebe, sondern das, was alle Menschen verbindet: der Fluss des Lebens. Wenn wir uns dem anvertrauen, sind alle Unterschiede, die uns scheinbar trennen, bedeutungslos.  Dann können wir auf dieser Ebene wortlos zueinander finden. Und das macht dann, wenn wieder Worte benutzt werden, einen Unterschied in der Wahrnehmung und im Umgang mit dem Anderen, der Anderen. Und dieses Wissen gibt mir eine Orientierung im Leben. Make love your goal.

Baum ©Shutterstock

Nautilus

24. Dezember 2021

Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt

Wenn ich sage, ich bin Alexandertechnik-Lehrerin, ernte ich meistens ein Fragezeichen. Wat‘n ditte, bitte? Manchmal sage ich dann: Yoga für Unsportliche. 

Während meiner Ausbildung zur Alexandertechnik-Lehrerin, habe ich manchmal etwas neidisch auf diese durchtrainierten Yogis geschielt und mich gefragt, ob ich vielleicht auf der falschen Veranstaltung gelandet bin. So ähnlich wie damals als ich noch bei Universal Music war. Da war man als Arbeiterin in der Klassikbranche auch in der Nische, wenngleich mit Deutsche Grammophon beim stolzbrustgeschwellten Marktführer. Aber jetzt, jetzt bin ich wirklich in der Nische. Es ist als ob ich ein Nautilus wäre, der sich in immer kleinere Kammern entwickelt. Die Nautilusse wachsen normalerweise nämlich in ihren gewundenen Muscheln in immer größere Kammern, von innen nach außen. Aber ich bin in meiner gewundenen Muschel in eine kleinere Kammer gewachsen. Bei Deutsche Grammophon fanden wir es aber auch prima in der kleinen, feinen Kammer unseres Labels, in die eines Tages sogar Sting einzog. Der Sting! Vielleicht war das eine nautilusmäßige Entwicklung, allerdings klar erkennbar in die richtige Richtung. Es wird kolportiert, dass der Sting schon Alexandertechnik gemacht hat. Yoga bestimmt auch. Und vielleicht auch öfter, denn unsportlich sieht er nicht aus. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass er diesem Zitat, welches mir in dieser harmonischen Vorweihnachtszeit in die Hände fiel, zugestimmt hätte:

 “If we are not embodied, if we are not using our entire body, mind and spirit, then our approach to spirituality, to our practice, is going to be lopsided.” Adyashanti

Genau das lernen wir mit Hilfe der Alexandertechnik, dachte ich erfreut als ich das las. Wie wir uns wieder als voll und ganz wahrnehmen, wie wir Körper und Geist harmonisieren können. Mit Yoga geht das natürlich auch. Vorausgesetzt, wir wissen, als Yogi wie es sich anfühlt von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt zu sein. Darum geht’s nämlich. Und wenn wir beim Yoga grandios im Hohlkreuz stehen, es aber nicht merken, weil wir es so gewohnt sind, dann wird das nichts mit der Liebe, weil dann spüren wir uns nicht ganz, dann ist der Energiefluss in der Körpermitte abgeschnitten, im Hals-Kopf-Gelenk meistens auch noch. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Es ist der Coitus interruptus der Lebensenergie, wenn Lendenwirbelsäule und Hals-Kopf-Gelenk kontrahiert sind. Dann fließt die Lebensenergie nicht, wie es vorgesehen ist und bei kleinen Kindern noch beobachtet werden kann. Dann sind wir nicht wie die Kleinsten unter uns von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, sondern empfänglich für Angst, Zweifel, Selbstkritik und den ganzen Rotz, der uns das Leben schwer macht. Dann sind unsere Tore weit offen für jedes trojanische Pferd. Du willst mit doch jetzt nicht sagen, dass wenn ich so bin wie meine 3-jährige Tochter, dass dann alles gut ist? Doch. Will ich. Mit Betonung auf bin. Bin kommt von sein und sein ist Präsenz und das ist es, worüber Adyashanti in seinem Zitat spricht. Zumindest verstehe ich es so. Er sagt, wir brauchen auch unseren Körper für die Präsenz. Der sollte dabei sein. Und genau deshalb ist meine Alexander-Nautilus-Kammer, so klitzeklein sie sein mag, genau richtig für mich. Es ist der Schlüssel zu einem großen Raum, selbst in der kleinsten Hütte.

Nautilus ©Shutterstock

 

Mein Beitrag zum Feminismus: Selbstermächtigung

31. Oktober 2021

Schickt mir Eure Töchter. Und ich zeige ihnen, dass das neue Paar Schuhe nett ist, aber nicht der Sinn des Lebens. Dass Wohlfühlen im Zusammenhang mit Konsum sehr fragil ist. Dass das permanente Starren aufs Handy, den Blick für das, was ist, verstellt und außerdem zu einem hässlichen Buckel führt. Ich schlage ihnen vor, die Gewohnheit beim Stehen die Knie durchzudrücken genauso zu beobachten, wie die Gewohnheit sich zu vergleichen. Ich rege an, bewusst wahrzunehmen, dass facetune & Co dazu führen, dass man sich beim Blick in den Spiegel noch schlechter fühlt, anstatt die eigene Schönheit wahrzunehmen. Eine Körperhaltung die NEIN zum Leben sagt – und die ist normal dieser Tage – ist veränderbar. Und während wir diesen Prozess mit Hilfe der Technik durchlaufen, verändern wir unseren Selbstgebrauch, wie Alexander es genannt hat, und unsere Sicht auf das Leben. Aus einem Autopiloten wird ein bewusster Mensch, aus einem NEIN wird ein JA.

Junge Frau ©Shutterstock

Bei der Arbeit

18. August 2021

Jetzt, wo ich die Ausbildung zu AT-Lehrerin abgeschlossen habe und nicht mehr viermal die Woche in meine Ausbildungsklasse fahre, um in der Schule von Walter Tschaikowski beständig zu arbeiten, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Könnte man meinen. Irgendwie ist das auch so, aber das Lernen geht weiter. Der Fluss der Lebensenergie erfordert täglich meine Zuwendung. Es ist ein permanenter Prozess, der allerdings zu gewissen Zeiten ein neues Level erreicht. Jetzt habe ich das offizielle Zertifikat des ATVD (Alexander-Technik-Verband-Deutschland), diesen Fluss, der für Aufrichtung und Leichtigkeit sorgt, weiterzugeben. Ich kann zeigen, wie man sich dem hingeben kann, sofern es die Bereitschaft dazu gibt. Fluss, Verbundenheit, Ganzes, all diese „Schlagwörter“ haben etwas mit dem zu tun, was ich mit Hilfe der Technik praktiziere. Klingt für esoterisch Vorgebildete vielleicht gut, bei vielen stößt das auf Widerstand. Ich erlebe es oft, dass Menschen mir vor allem in bezug auf ihren Rücken ihr Leid klagen. Meistens verkneife ich es mir inzwischen, zu sagen, dass ich eine Methode kenne und sogar unterrichten kann, die nachhaltig Abhilfe schafft, aber eben zur Voraussetzung hat, dass man bereit ist, seine (Bewegungs)-Abläufe unter die Lupe zu nehmen: Achtsamkeit auf den Körper bezogen. Oft merke ich, dass der Technik oder auch mir, vielleicht sich selbst nicht zugetraut wird, etwas zu verändern. Aber es geht. Ich bin der lebende Beweis: mein Rundrücken ist weg, mein Hohlkreuz raus, meine Zehen haben sich auseinander gefaltet, meine Schulter folgen immer mehr der Schwerkraft und sind nicht permanent unbewusst nach oben gezogen. Und das ist nur das, was äußerlich für den zu erkennen ist, der in der Lage ist, es wahrzunehmen. Es ist auch nicht so, dass man zwangsläufig viermal die Woche intensiv arbeiten muss, auch wenn das Spaß macht. Ich habe eine Freundin, die war nach 3 Monaten Unterricht, einmal die Woche, schon deutlich aufgerichtet. Ich fand das erstaunlich. Wir können soviel positiv verändern, wenn wir uns uns selbst zuwenden. Uns selbst, damit meine ich nicht in äußerlicher, narzisstischer Manier, sondern unsere eigentliche Natur. Die können wir Schritt für Schritt wieder frei legen. Dem Ende der Ausbildung folgt die Entscheidung, die ich eigentlich schon mit Beginn der Ausbildung getroffen habe, jetzt aber nochmals erneuere: die ganze Sache ist „a way of life“. Es ist die Entscheidung, möglichst permanent die maximale Dosis an Lebensenergie zur Verfügung haben zu wollen, sich dem Fluss des Lebens und nicht der Angst, nicht dem Zusammenziehen hinzugeben. Das lernt man in meiner AT-Schule und nimmt es dann mit ins Leben. Es ist ein Prozess, den ich immer weiter kultivieren möchte, der vermutlich so lange dauert, wie ich lebe. Warum will ich das? Es macht frei und es macht glücklich. Und es hilft alle Krisen, persönlicher oder gesellschaftlicher Natur, so zu durchschiffen, dass man nicht verzweifelt. Weder an sich, noch an den anderen, noch am Leben. 

Es läuft!

15. Juni 2021

Meine Seite heißt Freischwimmerin, was bedeutet, dass ich sehr froh bin, seit einigen Wochen wieder regelmäßig schwimmen zu können. Es ist meine liebste Sportart. 

In der Ausbildung zur Alexandertechnik-Lehrerin, die jetzt abgeschlossen ist, habe ich aber vor allem das Gehen gelernt. Lächerlich! So könnte man denken. Gehen und laufen kann doch jeder, der älter als 2 Jahre ist.

Wenn ich allerdings die Menschen täglich beobachte, wie sie über die Straße hetzen, schwanken oder humpeln, zum Einkaufen oder zur Arbeit eilen, und zwar mit zusammengezogener Lendenwirbelsäule, kaum geerdet, mit hochgezogenen Schultern, sich irgendwie dahin schleppend, dann stelle ich fest: nein, es ist nicht selbstverständlich ausbalanciert, so wie es die Natur für uns vorgesehen hat, gehen zu können. Die wenigsten Menschen können es. Je älter, desto schlechter, aber es gibt inzwischen auch junge Leute, die nicht mehr gut laufen können. Und Sportler sind oft fest wie ein Block. Ab einem gewissen Alter ist es dann offensichtlich akzeptiert, dass man Dauergast beim Orthopäden ist und sich mit gebeugtem Rücken und Schmerzen durchs Leben bewegt.

Ich hatte kürzlich nach einer sehr langen Autobahnfahrt auch so etwas wie einen Hexenschuss. Trotz Technik. Und es hat über eine Woche gedauert, bis ich das wieder auflösen konnte. In der Zeit habe ich gemerkt, wie sehr eine Rückenblockade meine innere Mentalität beeinflussen kann. Ich habe mich nicht wirklich frei gefühlt. Und für viele Menschen ist das ein Dauerzustand, wenn ich den Statistiken über Rückenschmerzen Glauben schenke. Im „back-pain market“, wie es der AT-Schwimmlehrer Steven Shaw ausdrückt, sind viele Leute unterwegs, die Gerätschaften und Übungen verkaufen. Aus meiner Sicht ist das aber alles Rumdoktoren am Symptom. Kann helfen, packt das Problem aber nicht an der Wurzel. Was ist das Problem? Das Problem ist, dass wir uns im Laufe des Lebens, Bewegungsmuster angewöhnen, die unnatürlich und auch schädlich sind, diese aber als solche nicht wahrnehmen, weil gewohnt. Die Gewohnheit kann ein richtiges Arschloch sein. Ich muss es so deutlich sagen. Gewohnheitsmäßiger schlechter Selbstgebrauch, wie es die AT-Welt nennt, produziert orthopädische Fälle.

Der Prozess, den wir in der Alexander-Technik, so wie ich sie gelernt habe und unterrichte, durchlaufen ist: bewusst wahrnehmen, was wir tun, wie wir es tun. Weg von den gewohnten Mustern, hin zur bewussten Steuerung. In Bezug auf das Gehen heißt das oft: Zehen aktivieren, mehr Gewicht auf die Ballen, dann haben die Sprunggelenke Spiel, mit den Füßen wirklich auf dem Boden stehen, Knie loslassen, nach vorne denken, Lendenwirbelsäule nach hinten dirigieren, somit geerdet sein, das Brustbein nach vorne schicken. Dann richtet sich die Wirbelsäule natürlich auf, gibt das Hals-Kopf-Gelenk frei, die Lebensenergie kann fließen und voilà: wir fühlen uns wohl. So könnte man mal einen ersten Schritt wagen. Klingt kompliziert? Ja und nein. Unser Körper kommt uns entgegen, wenn wir das natürliche Prinzip wirken lassen, aber es erfordert eine gewisse Selbstverpflichtung zu lernen, dort wieder anzukommen. Ich finde, es ist ein lohnender Prozess, denn es macht Spaß und befreit den Geist. Außerdem sehen wir aufgerichtet besser aus, haben mehr Energie, sind mehr in der Präsenz und es läuft.

Danke Teneriffa! Danke Leben!

Complejo Deportivo Jesus Dominguez „Grillo“

März 2021

Ich bin kurz vor Weihnachten nach Teneriffa geflogen und ungeplant, als Lockdown-Flüchtling, bis heute geblieben. Jetzt ist immer noch Lockdown, aber es geht zurück nach Hamburg. Ich hatte ab Januar unter der Woche täglich einen „slot“ im öffentlichen Schwimmbad in Arona. 45 min. Strikt, keine Minute mehr. Das wurde von den Bademeistern streng überwacht. Vor dem Schwimmen und nach dem Schwimmen läuft ein Angestellter, der aussieht wie ein Ghostbuster mit Kannister auf dem Rücken, über das Gelände und versprüht Desinfektionsmittel. Beim Einlass durch eine Angestellte, bekam jeder Badegast Desinfektionsmittel auf die Hand. Duschen: nur kalt, nur draußen. Das ein oder andere Detail ist gewöhnungsbedürftig. Aber was für eine Freude jeden Tag ins 26 Grad warme Wasser zu gleiten und sich sofort aufgehoben und wohl zu fühlen. Schwimmen ist für mich eine lang praktizierte Möglichkeit, sofort in den Zustand des Wohlfühlens zu kommen. Im Wasser ist es relativ einfach, den zusammengezogenen Körper, den wir im Alltag oft aufbauen, zu lösen. Dann löst sich auch das fest gefahrene Denken. Es ist auch ein Vorteil, dass man im Wasser kein Handy bedienen kann. An Land gibt es eigentlich nur zwei Zustände: entweder natürliche Aufrichtung, Wirbelsäule ist in ihrer natürlichen Länge oder verkürzte Statur = kontrahierte Lendenwirbelsäule als Hauptursache für Verkürzung. Seit ich das klar wahrnehmen kann, fühle ich mich mit verkürzter Statur nicht mehr wohl, und merke wie dieser Zustand bei mir schnell an negatives Denken gekoppelt ist. Die Gewohnheit des körperlichen Zusammenziehens bei Stress ist eine kollektive Gewohnheit. Stress ist ein großer Faktor in diesem Spiel. Die Exit-Strategie geht nur über Bewusstsein: Wahrnehmen, was ich tue, wie ich es tue. Wahrnehmen, wie körperliche Muster und Denkmuster miteinander korrespondieren. Mit Hilfe der Technik Stop sagen, Innehalten, Direktive geben, mit Bewusstsein ins Bewusstsein kommen und sich von da aus in die natürliche Länge lösen. Das fühlt sich gut an und ist ein Anker in der (schwimmfreien) Zeit.

Du bist mit einem Potenzial geboren worden.
Du bist mit Güte und Vertrauen geboren worden.
Du bist mit Idealen und Träumen geboren worden.
Du bist mit Grösse geboren worden.
Du bist mit Flügeln geboren worden.
Du bist nicht zum Kriechen geboren,
also krieche nicht.
Du hast Flügel.
Lerne, sie zu gebrauchen
und fliege.

Rumi (Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)
(1207 – 1273) persischer Mystiker und Dichter

Schwimmbäder geschlossen.

Jetzt also wieder Lockdown. Kein Schwimmen, es sei denn man ist Schüler von Wim Hof. Da ich eher Warmduscherin bin, lebe ich meinen Bewegungsdrang wieder mit J-alken – Joggen mit Walking Einheiten gemischt – und Fahrradfahren aus. J-alken ist meine Art des Joggings. Ich jogge so lange wie ich wahrnehmen kann, dass ich mich gut steuere. Kann ich das nicht mehr, gehe ich, spaziere ich, bis ich merke, dass erneutes schnelleres Laufen gut ausgesteuert geht. Gut ausgesteuert heißt: geerdet, dadurch aufgerichtet. Ich habe weiter unten bereits darüber geschrieben. Wenn ich unterwegs bin, sehe ich viele Jogger. Die meisten laufen auf eine Art, die der Länge der Wirbelsäule nicht wirklich zuträglich ist. Deshalb werde ich irgendwann eine alexandristische Laufgruppe ins Leben rufen. Einzelunterricht ist bereits jetzt möglich.

Die Gegenwart ist eine mächt’ge Göttin

9. Oktober 2020

‚Die Zeit gibt es nicht; was wir „Vergangenheit“ und „Zukunft“ nennen, hat keine Wirklichkeit, außer als von uns erdachter Begriff. Die Idee der Zeit ist eine Gewohnheit des Denkens und Sprechens, eine gesellschaftliche Vereinbarung; in Wahrheit haben wir nur diesen Augenblick. Die Gegenwart ist eine mächt’ge Göttin.‘ J.W. von Goethe

Ich habe heute beim Freischwimmen im 26 Grad warmen Mittelmeer an der Südküste der Türkei, ausgelöst durch ein Mail meiner Mutter, darüber nachgedacht, wie man sich im Alter fühlt. Eigentlich wollte ich nicht nachdenken, sondern einfach nur sein, aber wie es so ist, es drängen Gedanken ins Bewusstsein. Gedanken, die ich beobachten kann. Ich habe mich an das geniale Goethe Zitat erinnert – die Gegenwart ist eine mächt’ge Göttin. Wenn wir leben, ist es eigentlich egal, ob wir das noch 3 Tage, 10 Jahre oder 30 Jahre tun. Denn Leben ist immer nur in der Gegenwart. Es ist eine kollektive Gewohnheit, im fortgeschritteneren Alter, über das Sterben nach zu denken. Aber es ist eine Projektion, die die Kraft hat, die Gegenwart zu vergiften. Ja, wir sterben irgendwann, aber nicht heute. Die Lebensqualität des Heute muss nicht überschattet werden von Gedanken an das Ende, das es für das ewige Bewusstsein sowieso nicht gibt. Also gilt es munter die Lebensenergie zu kultivieren, sich mit ihr verbinden. Nichts anderes tun wir, wenn wir das tun, was Alexander-Technik genannt wird. Wir nehmen die Blockaden raus, lassen das Festhalten los, sorgen für den Fluss der Lebensenergie, kommen in die Gegenwart und werden dessen gewahr, was Goethe so treffend formuliert hat. Der Körper, mit Bewusstsein gebraucht, kann ein Vehikel sein, um sich von einengenden Gedanken zu befreien. Zumindest ist das mein Verständnis der Technik. Jetzt.

Photo © Jessica Fradono

Zurück im Wasser

Seit vier Wochen darf ich wieder schwimmen. Als Mitglied des Poseidon Schwimmvereins in Hamburg habe ich das Glück, beim Einlass meist nicht Schlange stehen zu müssen. Und das Vereinsbecken ist selbst bei schönem Wetter überschaubar mit Menschen gefüllt. In der ersten Juni Woche bin ich sogar nach Lüneburg gefahren. In Niedersachsen durften die Bäder eine Woche zuvor aufmachen. Die Flossen waren etwas eingerostet. Inzwischen geht es wieder. Ich schwimme aber mit mehr Bewusstsein. Weil es längere Zeit nicht ging und weil ich, je länger ich mich mit dem Thema „natürliche Steuerung“ beschäftige, merke, dass ich bei allem, was ich tue, mich entweder durch zuviel Muskelspannung an falschen Stellen von der Lebensenergie abschneide (= nicht gut) oder mich mit ihr verbinden kann. Das geht ohne Bewusstsein nicht. Die hier viel zitierte Alexander-Technik ist eine Methode, die für mich funktioniert. Vor allem in der Art, wie sie von Walter Tschaikowski unterrichtet wird und wie ich mittlerweile auch selbst unterrichten kann. AT, walter-entwickelt. Tschaikowski hat sich viel mit Bewegung auseinander gesetzt, das findet in der klassischen AT oft nicht so viel Beachtung. Auch Anleihen aus Tai Chi, Qi Gong, Yoga sind in seinen Unterricht eingeflossen. Wenn es ums Schwimmen geht, gibt es noch eine andere Referenz: Steven Shaw. Er hat die AT ins Schwimmen eingebracht und daraus eine erfolgreiche Methode zum Erlernen des Schwimmens gemacht. The Art of Swimming. Eigentlich wollte ich nach England und mich von von ihm unterrichten lassen. Coronisiert. Wir haben telefoniert und gezoomt. Letzteres macht mir keinen Spaß. Deshalb warte ich bis in England die Schwimmbäder und Gyms aufmachen und Steven wieder seinem Broterwerb nachgehen darf. Was ich allerdings schon jetzt gelernt habe und man kann es bei mir auch sehen: ich rotiere beim Kraulen und Rückenschwimmen zu wenig. Ich habe das schon verändert und poste dazu demnächst ein Video.

Corona: Joggen statt Schwimmen

Da ich meiner Passion dem Schwimmen zur Zeit nicht frönen kann, trocken gelegt bin, muss ich als Bewegungsmensch das machen, was noch geht: Joggen und online Yoga. Als ich noch sehr jung war, bin ich viel gelaufen, habe es aber, u.a. wegen eines Achillessehnenriss fast aufgegeben. Erstens weil ich viel lieber schwimme, aber auch weil die zusammengeflickte Sehne leichte Problem bereitet hat. Momentan stelle ich beim Joggen erfreut fest, dass die Achillessehne gar keine Probleme mehr bereitet. Ich glaube, dass ich durch AT mittlerweile deutlich besser gesteuert bin, dadurch repariert der Körper sich selbst. 

Letzte Woche habe ich mich mit Walter Tschaikowski zum Joggen getroffen. Hier das Ergebnis des Austausches. Beim Joggen geht es um drei Dinge:

Energiehaushalt, Wahrnehmung, Erdung.

Energiehaushalt: bei jeglicher Art körperlicher Betätigung kommt man sehr schnell in einen Zustand, bei dem nicht mehr gehört wird, was il Körper in puncto Energie sagt. Speziell, wenn Sport benutzt wird, um zu kompensieren: Wut, Stress, seelische Aufruhr jeglicher Art. Bewegung funktioniert als Ventil. Es darf beobachtet werden, wann zu viel Druck auf dem Kessel ist, wann man sich in Rage gearbeitet hat. Dann ist alles nur noch Anstrengung, die Leichtigkeit ist verloren gegangen. Der Körper sendet deutliche Signale, dass es zuviel ist. Schwere Atmung, Schmerz. Da momentan viele Leute joggen, sehe ich Menschen, die sich schwer atmend, eher ätzend, über den Weg quälen oder Läufer, die sehr angespannt sind, den Kopf in den Nacken geworfen, ihre Füße trotzig in den Boden stampfend wie Rumpelstilzchen. Aus AT-Lehrer Perspektive: nicht so ideal. Natürlich soll Sport den Kreislauf in Wallung bringen und die Atmung beschleunigen, aber es gibt einen Punkt, an dem man drüber ist. Ich halte es dieser Tage so: Wenn ich merke, dass ich an einen Punkt komme, wo die Anstrengung zu groß wird, um gut gesteuert zu joggen, schalte ich einen Gang runter und gehe zu Fuß. Was ist gut gesteuert? Ich versuche es hier zu erklären, auch wenn in der Praxis die Anleitung „hands-on“ unterstützt wird.

Wichtig sind Wahrnehmung und Erdung: Durch AT-Prinzipien lernen wir unseren Energiehaushalt zu beobachten und gleichzeitig das Außen mit unseren Sinnen wahrzunehmen. Wenn wir an der natürlichen Länge unserer Wirbelsäule arbeiten, geht es weniger um die ideale Form, sondern darum, wie die physische Form den Energiefluss entweder unterstützt oder hemmt. In Bezug auf das Joggen heißt das: ich achte darauf, dass mein Kreuzbein nach hinten unten losgelassen ist und ich über die Fußballen gut abrolle, dass ich die Schulter nicht festhalte, was fast automatisch passiert, wenn ich gut geerdet bin, das Brustbein denke ich nach vorne, der Bauch lehnt sich an die Wirbelsäule an. Erdung heißt mit den Füßen wirklich im Boden verankern, unteren Rücken lang werden lassen, Brustkorb kommt dann über die Füße und der obere Rücken hängt nicht festgehalten hinten raus, samt steifem Hals-Kopf-Gelenk. Durch die Erdung kann ich mich richtig „reinsetzen“ ins Becken, den Atem bis in den Beckenboden schicken. Dadurch wird mir Aufrichtung nach oben und ein freies Hals-Kopf Gelenk geschenkt. Gleichzeitig nehme ich wahr, wie die Bäume an mir vorbeiziehen, nichts im Außen fixiert ist. Ich höre die Vögel zwitschern und den Wind rauschen. Durch diese Art des Laufens harmonisiert sich auch das Innenleben. Lasse ich die bewusste Wahrnehmung der Außenwelt weg und versinke in Denkzirkeln, merke ich sehr schnell, dass ich mich, auch physisch zusammenziehe, und der Energiefluss ins Stocken gerät. Dann ist es wieder an der Zeit, Stopp zu sagen, innezuhalten und mich neu auszurichten. Das geht sehr gut mit Bewegung 1. Video zu Bewegung 1 etwas weiter unten.

Ich übe momentan selbst noch beim Laufen, versuche es möglichst „alexandristisch“ zu machen, kann Euch aber schon zeigen, worüber ich oben geschrieben habe. Wenn ihr Lust habt das „alexandristische Laufen“ zu probieren, bitte mailt mir, dann können wir zusammen joggen, gern auch gehen. Ich schaffe mittlerweile zwar wieder einige Kilometer am Stück, muss aber nicht.

Bewegung 1

Wir haben vor dem ersten Workshop im Januar ein kurzes Video gedreht. Die Bewegung 1 könnt ihr zuhause selbst ausprobieren. Wichtig dabei ist, den unteren Rücken nach hinten zu bringen, das schafft man u.a. indem man mehr Gewicht auf die Ballen bringt und das Kreuzbein nach hinten los lässt. Bei Gaby im Video sehr gut zu sehen. Die Bewegung nicht mechanistisch – hoch runter, hoch runter – ausführen, sondern mit Hilfe der Bewegung 1 versuchen, ein Gespür für die mittlere Aufrichtungsachse zu entwickeln. Ich mache die Bewegung als erstes morgens, um meinen Körper gleich daran zu erinnern, wo unten und oben ist.

Kreuzbein und Ballen

Kreuzbein, lat. Os sacrum, der heilige Knochen, am Ende unserer Wirbelsäule

Ich komme gerade vom jährlichen AT-Workshop meines Lehrers Walter Tschaikowski in Lychen. Ich bin das dritte Mal dabei gewesen. Im ersten Jahr war das Motto des Workshops ein Zitat von Buddha: 

„Von Herzen gehen die Dinge aus, sind Herz geboren, Herz gefügt.“ 

Das ist poetisch. 

Dieses Jahr gab es kein klingendes Motto. Dieses Jahr ging’s um Kreuzbein und Ballen. Von da aus kommt man auch zum Herzen, aber eins nach dem anderen.

Der AT-Lehrer kümmert sich klassischerweise um die Hals-Kopf-Verbindung. Alexander hat herausgefunden: Ist die blockiert, geht vieles nicht. Die Wirbelsäule ist gestaucht und es droht Blockade auf vielen Ebenen, Schmerz und Krankheit. 

Ich behaupte frech: die Hals-Kopf Verbindung ist meistens blockiert. 

Sonst gäbe es das nicht:

https://www.tomorrowisanotherday.de/boys/

Eine internationale Agentur für Models und man kann sehen, dass fast keiner dieser jungen Männer noch eine natürliche Hals-Kopf-Relation hat. Und es gäbe auch diese zahlreichen Shops nicht, die „Krücken“ verkaufen, um eine schlechte Haltung zu korrigieren. BHs und andere Konstruktionen, die uns wieder in die natürliche Form zwingen sollen. Hier nur einige Beispiele, die mir in den letzten Wochen auf fb untergekommen sind und die ich unter „Monströses“ abgespeichert habe:

https://littlestyleshop.com/

https://www.coquetjoli.com/

https://myposture.de

https://mydoctorhippo.com

https://spotlessgoddess.com/

Und die Washington Post würde nicht schreiben: ‘Horns’ are growing on young people’s skulls. Phone use is to blame, research suggests. 

Es gibt also genug Anlass, um sich um das Thema Haltung zu kümmern. Wobei es der AT nicht um Haltung, sondern um Energiefluss geht, aber ich nenne es der Einfachheit halber zunächst Haltung.

Ohne die Blockade in der Hals-Kopf Verbindung, die sich bei Alexander als Heiserkeit manifestierte, gäbe es die Technik gar nicht. Der Erfinder der AT war Rezitator/Schauspieler und befreite sich durch achtsame Selbststeuerung dauerhaft von der Heiserkeit, in dem er seine Hals-Kopf Verbindung in Ordnung brachte. Er fand heraus: die Wirbelsäule möchte in ihrer natürlichen Länge sein, dann geht es dem Menschen gut. Ist die Hals-Kopf Verbindung blockiert, ist die Wirbelsäule gestaucht, kommen Probleme. Jetzt muss man wissen, dass die Menschen zu der Zeit, in der Alexander praktizierte nicht so unnatürlich gesteuert, so blockiert waren wie heute. Woher ich das weiß? Indizienwissen, ich gebe es zu. Es gibt Filme aus der Zeit, die zeigen, dass die Menschen viel mehr darauf achteten eine gute Haltung zu haben. Man kann in Alltagsaufnahmen auch sehen, dass die Menschen noch aufrechter gingen als heute. Und dass, jetzt komme ich zum Ausgangspunkt zurück, das Kreuzbein noch mehr nach hinten unten losgelassen war als es heute der Fall ist. Deshalb hat es damals vielleicht gereicht, sich um die Hals-Kopf Verbindung zu kümmern und von dort aus die Wirbelsäule gerade zu denken. Das ist das zentrale Moment der AT. 

Für mich war es hilfreich von unten anzufangen und erst mal das Fundament zu bauen. So bin ich unterrichtet worden, so habe ich es als heilsam erfahren und so gebe ich es jetzt weiter.

Wenn ich morgens aufstehe, merke ich, dass meine Wirbelsäule, mein Körper als Ganzes sich über Nacht zusammen gezogen hat. Nach dem ersten Kaffee, ziehe ich mich dann auseinander. Wie? Indem ich mich meiner Ballen versichere, mein Kreuzbein nach hinten unten loslasse und es geschehen lasse, dass durch diese Erdung sich die Wirbelsäule längen und aufrichten kann, in ihre natürliche Form kommt und auch die Hals-Kopf Verbindung durchlässig wird. Das befreit mich sogar relativ schnell von Kopfschmerzen, die ich in meiner momentanen Lebensphase (Wechseljahre) manchmal morgens habe. Ich mache zehn kleine essentielle Bewegungen, die ich von Walter Tschaikowski gelernt habe und die ich mittlerweile auch unterrichten kann. Dann läuft es, dann fließt die Lebensenergie, weil ich sie nicht daran hindere. Im Laufe des Tages gibt es dann zahlreiche Einladungen diesen Fluss (nicht Haltung!) wieder aufzugeben, aber mittlerweile weiß ich, dass ich dahin zurück kehren kann. Ich integriere die Technik bzw. den Fluss mehr und mehr in meinen Alltag. 

Also: es macht Sinn, sich um sein Kreuzbein, lateinisch „Os sacrum“ = heiliger Knochen zu kümmern. Das geht ohne Ballen nicht. Und dann braucht man keine „Haltungskrücken“, es braucht nur Eigenverantwortung und Achtsamkeit. Beides kann man durch AT kultivieren. 

Und die Sache mit dem Herzen, ich erlebe das so: fließt die Lebensenergie, dann fühle ich mich wohl und ich kann innerlich zur Ruhe kommen, meine Mentalität verändert sich zum Positiven. Bis dann wieder Herr Klimawandel oder ähnliche Figuren (langes Sitzen vor dem Computer) vorbei kommen und ich den Fluss wieder aufgebe. Aber ich gebe ihn immer seltener auf. Schritt für Schritt. Und immer hübsch auf den Ballen und Kreuzbein nach hinten unten, wahlweise auf den Sitzhöckern. Mit Erdung wird das Leben jedenfalls leichter. 

Kreuzbein ©Shutterstock

Niksen

15. Mai 2019

Als Michelangelo gefragt wurde, wie er den David erschaffen habe, antwortete er: 

„Niksen. Ich habe nur weggehauen, was nicht zu ihm gehört und er kam zum Vorschein.“

So ist es auch mit der Alexander-Technik (AT). Wenn wir das Falsche weglassen, passiert das Richtige von ganz allein. So fasste der Erfinder der Technik seine Beobachtungen und Erfahrungen zusammen. Alexander-Technik hilft uns zurück zu unserer eigenen Natur zu finden, zu natürlichen Bewegungsabläufen. Insofern ist das Wort Technik nicht ganz glücklich. Man könnte an mechanisches Machen denken, dabei geht es um natürliches Nicht-Tun. Non-doing wie der AT-Lehrer sagt, niksen, wie die Dänen es ausdrücken und niksen hat die New York Times aktuell einen Artikel gewidmet:

Wobei es der New York Times darum geht, wie man durch Nichts-Tun wieder produktiver werden kann. Es scheint den Menschen immer öfter aufzufallen, dass das ewige Gschaftln, wie der Bayer es nennt, negative Seiten für uns hat.

„I’m so busy because I’m just so important, the thinking goes“, schreibt Olga, die Autorin des Artikels. Und mit folgenden Satz wird sie schon fast alexandristisch:

„Choose the initial discomfort of niksen over the familiarity of busyness.“

Alles, was wir gewohnt sind, fühlt sich für uns richtig, also natürlich an. Deshalb fühlt sich niksen nicht natürlich an. Und so nehmen wir nicht wahr, dass in unseren Bewegungen und auch in unserem Denken sehr viel Anstrengung ist. Anstrengung, die sich in Muskelspannung an den falschen Stellen übersetzt. Die AT begegnet dem mit dem Erlernen des Nicht-Tuns. Bitte unterscheiden Nichts-Tun und Nicht-Tun, denn das Faul-Sein wird auch in der AT nicht explizit promoted. Das Nicht-Tun, non-doing, aber schon. Damit ist gemeint, was Michelangelo über seinen David sagte, oder Alexander über seine Technik: wenn wir das Zuviel-Tun weglassen, passiert das Natürliche von allein. Wenn wir also ein David werden wollen, dann müssen wir ein paar Sachen weglassen. Zum Bespiel: das permanente Zusammenziehen unserer Lendenwirbelsäule und die damit einhergehende überflüssige Muskelanspannung im oberen Rücken oder das Festkrallen unserer Füße in den Boden. Das non-doing der AT will Bewegungen nur mit dem Aufwand ausführen, der natürlich ist. Es geht um das Weglassen des Zuviel und um die richtige Ausrichtung, von Alexander direction genannt. Das führt zur Balance und Harmonisierung unserer Abläufe und dann kann es passieren: niksen. 

Wie sieht niksen in einer AT-Stunden praktisch aus?

Es gibt den Wellness Anteil der AT, den wir Tischarbeit nennen. Der Schüler, wir sprechen von Schülern oder Klienten, liegt auf dem Tisch und der AT-Lehrer hilft dem Schüler mit seiner Präsenz und seinen Händen los zu lassen. Die Schultern können in den Tisch sinken und müssen nicht permanent fest gehalten werden, die Wirbelsäule kann sich längen, der Rücken ausbreiten, das Hüftgelenk lässt die Beine frei, die Zehen können sich lockern und wir bekommen die Chance uns als verbunden zu erleben: von der Fußspitze bis zum Scheitel. Das ist sehr wohltuend und nebenbei kommt der Kopf zur Ruhe.

Tischarbeit im Garten

Niksen spielt aber auch beim Gehen, Stehen, Sitzen eine Rolle. Wir lernen überflüssige Anspannung loszulassen und sinnvolle Anspannung, zum Beispiel die gute Bauchspannung zu nutzen. Wer AT macht, bekommt einen flachen Bauch, es sei denn er löffelt jeden Tag ein Nutella Glas leer. Es geht darum, das natürliche Prinzip unserer Steuerung wieder zu entdecken und dabei spielt niksen eine große Rolle. Und da sind wir wieder beim Löwen (Beitrag vom 6. April): der Löwe würde niemals ein Zuviel an Muskelspannung einsetzen, egal was er tut, ob faulenzen oder jagen, und das können wir uns zum Vorbild nehmen. 

Photo David: liberowolf/ Shutterstock.com

Alles primärkontrolletti?

Alles primärkontroletti?

14. April 2019

„Ist das jetzt Primärkontrolletti?“, fragt mich R. als wir an der Matrosenstatue im Planten un Blomen Park vorbei gehen. „Not quite.“, antworte ich. Zwei Staffeln The Crown in einer Woche haben einen Abdruck in meiner Wortwahl hinterlassen.

Die Haltung des Matrosen verdeutlicht, was mein Alexander-Technik Maestro Walter Tschaikowski so formuliert: „Wir müssen unterscheiden zwischen dem Natürlichen und dem Normalen. Das Normale ist nicht mehr das Natürliche.“ 

Als es im Westen noch keine Spiritualität, sondern nur Philosophie gab, fiel dieser Umstand bereits einem Herrn Rousseau auf. Aber was hat das jetzt mit dem Matrosen im Park zu tun? Der steht doch ganz normal da. Lässig eben. Oder?

Wir nehmen normalerweise nicht wahr, WIE wir da stehen, WIE wir uns bewegen, WIE wir uns steuern. Warum nicht? Weil wir es so gewohnt sind. Was Gewohnheit ist, fühlt sich natürlich an. Bis es weh tut. Dann wird schmerzvoll klar, dass normal nicht natürlich ist:

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten, kostenintensivsten und medizinisch ungelösten Problemen in Deutschland. 74-85 Prozent der Deutschen leiden unter Rückenschmerzen. 

Rückenschmerzen verursachen in Deutschland einen jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von zirka 49 Milliarden Euro.

Rein rechnerisch verursacht jeder Rückenschmerzpatient durchschnittliche Gesamtkosten in Höhe von mehr als 1.300 Euro pro Jahr. (Quelle www.FPZ.de)

Die vergleichsweise kostengünstige Antwort der AT ist:

Leute, macht Primärkontrolletti!

Seriös ausgedrückt heißt es Primärkontrolle (‚Primary Control‘ in F.M. Alexanders Standardwerk „The Use Of The Self“) oder Primärsteuerung wie Walter Tschaikowski es im YouTube Interview unten (link unten) nennt. Primärkontrolle ist neben Inhibition eines der Buzzwords – dieser Anglizismus kommt nicht aus The Crown – der Alexander-Technik. Es geht dabei um das zentrale Steuerungsinstrument unseres Körpers, die Wirbelsäule. Bei Alexander war es am Anfang seiner Studien vor allem die Hals-Kopf Verbindung. Der Erfinder der Technik hat einst festgestellt, dass seine Heiserkeit beim Rezitieren daher rührte, dass er beim Sprechen den Kopf gewohnheitsmäßig in den Nacken warf (Sprecher Pose!) und so die gesamte Wirbelsäule ungünstig stauchte.

Ihr könntet jetzt sagen: ach ja, und dann hat er das gelassen und das war’s dann schon? Dazu nur kurz: Der Teufel steckt in dem Wörtchen gewohnheitsmäßig. 

Tatsächlich ist es so, dass aus der Beobachtung einer zusammengezogenen Hals-Kopf Verbindung die ganze Technik entwickelt wurde. Mit zunehmender Selbsterforschung entdeckte Alexander jedoch, dass er sehr viel mehr entdeckt hatte als durch die Direktive „Hals frei, Kopf nach vorne oben“ seinen Stimmbändern zu helfen. Er hatte herausgefunden, dass das Wieder-Erlernen der natürlichen Steuerung nicht nur für die Stimme, sondern für jeden normalen Menschen hilfreich ist, um in Balance zu kommen. Es geht dabei um alles, außen, innen, den ganzen Menschen. Deshalb sprechen wir, wenn wir Primärkontrolle sagen, nicht primär von einer äußeren Form, sondern von einer inneren Öffnung. 

Wie stellen wir diese innere Öffnung her? Dazu eine kurze Anleitung von Walter Tschaikowski mit einem Ausblick auf Primärsteuerung und Bewegung:

Primärsteuerung

http://www.alexandertechnikundreiten.com


Vom Angsthasen zum Löwen

I have time.

6. April 2019

Über Inhibition, eine der wichtigsten Techniken der AT

Letzten Sommer wurde ich in einem Workshop von Jean-Louis Rodrigue aus Hollywood zur Löwin.

Ich verfolge die Arbeit von Jean-Louis Rodrigue und seinem Partner Kristof Konrad schon seit Jahren, denn sie unterrichten Schauspieler wie Leonardo DiCaprio, Juliette Binoche, Hilary Swank u.a. Kristof Konrad ist auch als Schauspieler gut im Geschäft (u.a. House of Cards). Sie kombinieren in ihren Workshops AT mit einer in Schauspielerkreisen bekannten Methode, den Tierstudien: „Animal Studies“.

Da es in der AT um das Wieder-Erlernen natürlicher Bewegungen versus durch Stress zusammengezogener Körpermuster geht, passt die Tierwelt gut rein. Tiere steuern sich instinktiv natürlich, sie würden niemals zu viel Energie an der falschen Stelle investieren oder anders ausgedrückt: mit einem Hohlkreuz oder Buckel durch die Gegend laufen. Es sei denn, sie werden vom Menschen überzüchtet oder falsch „gebraucht“ wie zum Beispiel beim Reiten.

Da ich keine Schauspielerin bin, holte ich mir zunächst die Genehmigung ein, dass ich auch als angehende AT-Lehrerin mitmachen darf. Ich bereitete, wie alle teilnehmenden Schauspieler, einen kurzen Monolog vor und wählte ein dazu passendes Tier: Ich bin mit der youtube-Wutrede von John Goodman aus der amerikanischen Serie Treme angereist und wollte mit ihr zur Löwin werden. Falls mich die Wut nicht verlassen würde, schließlich habe ich vom Schauspielern soviel Ahnung wie ein Angsthase von der Löwenjagd. Angsthase hingegen kenne ich gut. Ich war sehr aufgeregt. 

Der entscheidende Moment des Workshops war für mich der I HAVE TIME – Moment. Nach einer AT „Lying down Session“ (dazu irgendwann mehr) und allerlei Improvisationen, bei denen ich mich wie im Dschungel fühlte, die männlichen Teilnehmer schrien teilweise wie Gozilla vor dem Kampf, war es soweit, dass wir unseren Monolog zum ersten Mal präsentieren sollten. Am liebsten wäre ich davon gerannt, denn jede Form von Auftritt und sei es eine kleine Rede im engsten Familienkreis, versetzte mich früher in Panik. Angsthase war mein Wappentier.

Ich wusste glücklicherweise schon wie man inne hält, inhibiert, wie es in der AT-Sprache heißt und das hat mir geholfen. Jean-Louis hat die Inhibition der AT in die drei Worte I HAVE TIME gefasst. 

Jeder, der mit seinem Monolog dran war, stellte sich zunächst auf und zwar alexandristisch, wie ich es nenne. Das heißt natürlich ausbalanciert, die Wirbelsäule aufgerichtet, der Kopf vorne oben, nicht in den Nacken geworfen oder auf die Brust gesenkt. Wie das geht, dazu schreibe ich nächste Woche in einem eigenen Beitrag, dazu bräuchte ich jetzt zu viele Sätze. Ich stehe also ausbalanciert und bewusst (hallo Achtsamkeit!) da und darf mir erlauben: I HAVE TIME. Das bedeutet: ich komme erst mal in der Gegenwart an, bin präsent, fühle mich wohl, auch, weil mein Körper, wenn ausbalanciert, mich nicht daran hindert. Das heißt, ich muss nicht panisch auf die Zukunft schielen, die da wäre: Werde ich meinen Monolog meistern? Wird meine Stimme versagen? Oder meine Knie? Werde ich den Text erinnern? Diese imaginierte Zukunft, die meine Gegenwart vergiftet, kann ich in der Präsenz loslassen: I HAVE TIME. Ich sammle mich, komme in meine Mitte, meine Kraft, meine Ruhe. Das ist eigentlich unser natürlicher Zustand. Und wegen eigentlich gibt es die Alexander-Technik. 

Jeder Löwe, der auf die Jagd geht, inhibiert: er nimmt erst einmal Witterung auf, checkt die Lage und agiert aus der Ruhe. Er stürmt nicht panisch los und vergisst, was er kann. Er ist immer im I HAVE TIME Modus. 

Ich konnte also liefern! Und das Beste daran: es hat mir sogar Spaß gemacht. Ich konnte eine Kraft aktivieren, die sich aus einer natürlichen, authentischen Quelle speist. Deshalb ist diese Arbeit für Künstler so interessant. Aber natürlich wirkt die Kraft dieser Quelle auch in unserem privaten Leben.

The Technique rules!  

http://www.alexandertechworks.com

Löwe ©Shutterstock

Freischwimmen mit Alexander

30. März 2019

Alexander-Technik (AT) ist Arbeit.
 
Wenn ich die Technik zusammen mit anderen Menschen ausübe, heißt das in der AT Sprache, dass wir miteinander arbeiten.
 
Es geht um Aufrichtung, Balance und Energiefluss. 
 
Ich mache AT, weil es sich gut anfühlt. Weil ich mich durch diese Arbeit in meiner Haut wohl fühle. Es macht mir Spaß, mit anderen Menschen zu arbeiten. Es ist eine fantastische Möglichkeit, sich jemandem offen und vorurteilsfrei zu nähern, ihn darin zu unterstützen, sich natürlich auf- und auszurichten und das gleichzeitig mit sich selbst zu tun. Meine Erfahrung zeigt: körperliche Aufrichtung ist auch seelische Aufrichtung. Es ist unmöglich, sich nach der Arbeit deprimiert zu fühlen. Vielleicht komme ich etwas zusammengefaltet an, danach fühle ich mich deutlich freier. Zumindest eine Weile.
 
Menschen kommen aus unterschiedlichen Gründen zur AT. In Schauspieler- und Musikerkreisen ist die Technik durchaus bekannt. AT ermöglicht dem Schauspieler einen freien und leichten Zugang zu seiner Körpersprache und zu seiner Stimme. Da kommt die Technik sogar her. F.M. Alexander (1869 -1955) war Rezitator und Schauspieler und hatte während und nach Auftritten gravierende Stimmprobleme. Da kein Arzt ihm helfen konnte, außer ihm Schweigen zu verordnen, was das Symptom Heiserkeit nur vorübergehend besserte, löste er das Problem selbst und erfand mittels akribischer Selbstbeobachtung die Technik, die zu seiner eigenen Überraschung weit mehr zu bieten hatte als die Befreiung von gestressten Stimmbändern.
Es gibt einige Orchester, die einen AT Lehrer engagiert haben, denn es gibt kaum Musiker, die nicht mit Problemen zu kämpfen haben. Gerade in der Klassik lädt stundenlanges hoch konzentriertes Üben und hoher Druck zu zusammengezogenen Körpermustern ein, die Schmerzen und allerlei Blockaden verursachen können. 
Alle Menschen reagieren auf Stress und Druck mit ungesunden Mustern: wir ziehen uns zusammen, im unteren Rücken, im Nacken, im Bauch. Wir ziehen die Schultern hoch, krallen die Zehen in den Boden. Und irgendwann sehen wir aus wie Rumpelstilzchen und fühlen uns auch so. Zumindest war ich deutlich auf dem Weg dahin. Das war mir allerdings in dem Ausmaß wie heute nicht bewusst.

Ich bin durch meinen Bruder Alexander zur AT gekommen. Er ist Geiger und AT Lehrer.

http://www.alexandertechnik-berlinmitte.de
 
Intuitiv habe ich gemerkt, dass diese Arbeit eine Möglichkeit ist, sich frei zu schwimmen.